Terporten, Sandra:
Ein neues Verfahren zur Kombination von Mehrfahrgast-Taxi und ÖPNV : das Komet-System
Duisburg-Essen, 2005
(Verkehrswesen und Verkehrsbau ; 3)
2005dissertation
Civil EngineeringFaculty of Engineering » Bauwissenschaften » Bauingenieurwesen » Straßenbau und Verkehrswesen
Title:
Ein neues Verfahren zur Kombination von Mehrfahrgast-Taxi und ÖPNV : das Komet-System
Author:
Terporten, Sandra
Place of publication:
Duisburg-Essen
Year of publication:
2005
Extent:
141 S. : graph. Darst.
DuEPublico 1 ID
Library shelfmark:
Note:
Duisburg, Essen, Univ., Diss., 2005

Abstract:

Die hohe Beteiligung Jugendlicher und junger Erwachsener an nächtlichen Verkehrsunfällen wurde zum Anlass genommen, ein Mobilitätsangebot zu entwickeln, das eine Alternative zur Nutzung des privaten Pkw darstellt. In einer ersten Stufe der Studie wurden die Anforderungen der Zielgruppe an ein Mobilitätsangebot ermittelt. Es hat sich gezeigt, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene ein zuverlässiges, flexibles und kostengünstiges ÖPNVAngebot wünschen. Ein flexibles Angebot zeichnet sich durch häufige Abfahrtszeiten, günstige Verbindungen und kurze Wege zur Haltestelle aus. Ein nächtliches Linienangebot, wie es in den meisten größeren Städten bereits existiert, wird dieser Forderung nur teilweise gerecht. Trotzdem sind die Vorteile des liniengebundenen Angebots aufgrund der hohen Siedlungsdichte in Ballungsräumen unumstritten. Da Nachtbusse in Ballungsräumen in der Regel im Stundentakt verkehren und das Liniennetz ausgedünnt ist, entstehen gegenüber dem Normalangebot erhebliche zeitliche und räumliche Lücken. Diese können durch ein zusätzliches flexibles Angebot abgedeckt werden. Unter dieser Prämisse wurde das Programmsystem KOMET entwickelt. Die Innovation des Lösungsansatzes KOMET ist in der Kombination des Mehrfahrgast-Taxis und des bestehenden ÖPNV-Angebotes zu sehen. Für den Zu- und Abgang zum ÖPNV werden Mehrfahrgast-Taxis eingesetzt, so dass insgesamt ein Haustür-Haustür-System angeboten wird. Bietet sich die ÖPNV-Nutzung unter Berücksichtigung verschiedener Randbedingungen, wie der Reisezeit und der Umsteigehäufigkeit nicht an, kann die Fahrt unter ausschließlicher Nutzung des Mehrfahrgast-Taxis zurückgelegt werden. Zur Abschätzung der Effekte dieses Ansatzes wurden die Heimfahrten aller Discothekenbesucher innerhalb des Planungsraums, den Städten Bochum und Essen, in einer Nacht von Samstag auf Sonntag simuliert. Die Quell-/Ziel- Beziehungen und die Abfahrtszeiten wurden anhand der Ergebnisse einer Mobilitätsanalyse erzeugt. Im Rahmen der Untersuchung konnte gezeigt werden, dass sich die Ausgangssituation im Ballungsraum für die Einrichtung eines flexiblen Angebotes günstig darstellt. Rund 20 % der Besucher verlassen die Discothek in der gleichen Stunde. Dadurch ergibt sich ein Bündelungspotenzial von etwa 1,6 Personen (in Abhängigkeit der Randbedingungen), die zeitgleich ein Taxi nutzen. Vor allem durch Einbeziehung des schienengebundenen ÖPNV können Verbindungsqualitätsstufen erzielt werden, die an die von Taxis erzielten Verbindungsqualitätsstufen heranreichen oder diese noch übertreffen. Auf kurzen Strecken lohnt sich die Einbeziehung des ÖPNV hingegen nicht. Die finanziellen Auswirkungen sind gegenüber der ausschließlichen Nutzung des Taxis gering. Demgegenüber verlängert sich die Reisezeit teilweise erheblich. Geringe Fahrpreise, eine wichtige Forderung Jugendlicher und junger Erwachsener, werden neben der Einbeziehung des ÖPNV durch das Matching (Bündelung) von Fahrtwünschen erzielt. Fahrgäste nutzen das Mehrfahrgast-Taxi zu der in Abhängigkeit des Fahrplans und des Bündelungspotenzials günstigsten Haltestelle und auch die günstigste Ausstiegshaltestelle wird durch das Programmsystem KOMET bestimmt. Die besondere Eignung des Systems zur Abwicklung städteübergreifender Relationen lässt eine Übertragung des Ansatzes auf Berufspendler möglich erscheinen. Trotz eines deutlich feinmaschigeren Netzes während der Tagstunden geht der Verzicht der Nutzung des ÖPNV als Zubringer zum schienengebundenen ÖPNV auch für Berufspendler mit einer Verringerung der Reisezeit einher. Dies ist vor dem Hintergrund zu bewerten, dass bei den hier durchgeführten Berechnungen stets von Staufreiheit, bzw. von einer hohen Qualitätsstufe im MIV ausgegangen wurde. Im Vergleich zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist bei Berufspendlern außerdem von einer höheren Zahlungsbereitschaft auszugehen. Da bei der Entwicklung des KOMET-Lösungsansatzes die Anforderungen junger Erwachsener an ein nächtliches ÖPNV-Angebot im Vordergrund standen und sich anhand der Simulationsrechnungen gezeigt hat, dass die Nutzung dieses Systems für den Fahrgast tatsächlich Vorteile bringt, ist zu erwarten, dass dieses Angebot zu einer Erhöhung der ÖPNV-Nutzung und somit gleichzeitig zu einer Erhöhung der Sicherheit auf Disco-Wegen beitragen kann.