Roth, Marcus; Seiffge-Krenke, Inge:
Frühe Delinquenz und familiäre Belastungen in der Kindheit: Welchen Beitrag leisten sie zur Vorhersage von Delinquenz bei erwachsenen Straftätern?
In: Jugendliche Intensivtäter. Interdisziplinaere Perspektiven / Boeger, Annette (Eds.). - Wiesbaden: VS-Verl., 2011
2011book article/chapter in collection
PsychologyFaculty of Educational Sciences » Institut für Psychologie
Title:
Frühe Delinquenz und familiäre Belastungen in der Kindheit: Welchen Beitrag leisten sie zur Vorhersage von Delinquenz bei erwachsenen Straftätern?
Author:
Roth, MarcusUDE
LSF ID
52324
ORCID
0000-0002-5676-8137ORCID iD
Other
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Seiffge-Krenke, Inge

Abstract:

Es wird untersucht, welche Rolle der Familie, der Persoenlichkeit des Straftaeters sowie erhoehter frueherer Delinquenz und Antisozialitaet in der Kindheit und Adoleszenz (bis zum Alter von 15 Jahren) fuer das Auftreten delinquenten Verhaltens im Erwachsenenalter zukommt. Daten zum wahrgenommenen Familienklimas, zur Persoenlichkeit, zum wahrgenommenen Ausmass der kindlichen Delinquenz und zur familiaeren Belastung in der Herkunftsfamilie wurden an einer Stichprobe von 241 maennlichen Strafgefangenen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren mit Frageboegen erhoben. Es zeigte sich unter anderem, dass insbesondere familiaere Belastungen und fruehere Delinquenz entscheidend zur persistierenden Verlaufsform beitragen: In der untersuchten Gruppe waren 66% bereits wiederholt inhaftiert, davon 32% zum Zeitpunkt der Befragung wegen Gewaltdelikten wie Totschlag, Mord und Vergewaltigung, weitere 31% wegen Eigentumsdelikten wie Diebstahl und schwerer Sachbeschaedigung. Es liess sich nachweisen, dass Straftaeter mit einem hohen Ausmass kindlicher Delinquenz eher schwerere Delikte (mehr Eigentums- und Gewaltdelikte) veruebten, entsprechend laengere Haftstrafen verbuessten und auch mehr Vorstrafen und Haftstrafen aufwiesen. Unter den Einflussvariablen, die Delinquenz im Erwachsenenalter bedingen koennen, erwies sich das wahrgenommene Familienklima als wenig relevant. Persoenlichkeitsvariablen, vor allem schlechtes Auskommen mit Mitmenschen (Vertraeglichkeit), d.h. aggressives, antisoziales Verhalten gegenueber anderen, leistete dagegen einen signifikanten Beitrag zur Aufklaerung der Varianz von kindlicher Delinquenzbelastung. Als noch bedeutsamer erwiesen sich familiaere Belastungen wie Alkoholabhaengigkeit der Eltern, geringes Einkommen, Delinquenz in der Familie und psychische Stoerungen in der Familie. Es wird der Schluss gezogen, dass es nicht einzelne Risikofaktoren und Belastungen sind, sondern deren Kumulierung, die fuer den Pfad in die Psychopathologie massgeblich sind.