Husmann-Driessen, Jens:
Die Ideologiesprache der beiden Volksparteien SPD und CDU in ihrer Grundsatzprogrammatik seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland
Duisburg, Essen, 2006
2006Dissertation
Allgemeines, SonstigesFakultät für Geisteswissenschaften
Titel in Deutsch:
Die Ideologiesprache der beiden Volksparteien SPD und CDU in ihrer Grundsatzprogrammatik seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland
Autor*in:
Husmann-Driessen, Jens
Akademische Betreuung:
Schmitz, UlrichUDE
GND
131473190
LSF ID
11211
Sonstiges
der Hochschule zugeordnete*r Autor*in
Erscheinungsort:
Duisburg, Essen
Erscheinungsjahr:
2006
Umfang:
VIII, 550 S.
DuEPublico 1 ID
Signatur der UB:
Notiz:
Duisburg, Essen, Univ., Diss., 2006
Sprache des Textes:
Deutsch

Abstract in Deutsch:

Der Anlass der Arbeit bestand in dem Bundestagswahlkampf der SPD 1998, der von dem Slogan Innovation und Gerechtigkeit und von dem weitgehenden Verzicht auf das traditionelle sozialdemokratische Ideologievokabular geprägt war. Dies geschah, so eine These dieser Arbeit, aus Rücksicht auf die zu erzielenden Wählerstimmen der jetzt so bezeichneten Neuen Mitte und auf den politischen Hauptgegner CDU. Unter dem Schlagwort Soziale Modernisierung heißt es im Regierungsprogramm von 2002, man lebe in Zeiten des Wandels, die Herausforderungen von heute und morgen seien nicht mit Rezepten von gestern zu meistern. Mit der Kanzlerschaft Schröders (1998-2005), der mit dem sog. Schröder-Blair-Papier (1999) den Versuch unternahm, die SPD-Programmatik gewissermaßen im Alleingang zu reformieren, hat sich auch das Ideologievokabular der SPD enorm verändert. An die Stelle der traditionellen sozialdemokratischen Fahnenwörter wie demokratischer Sozialismus, Klassenunterschiede, Reformen, Demokratisierung tritt in den Wahlprogrammen der SPD seit 1998 ein neues, ‚modernes’ Ideologievokabular. Gleichzeitig kann eine inhaltliche und sprachliche Annäherung an die Grundsatzprogrammatik der CDU festgestellt werden. Der Verzicht auf das traditionelle Ideologievokabular kann als Reaktion der SPD auf den immer wiederkehrenden Vorwurf, sie folge ideologischen statt rationalen Überlegungen zur Gestaltung des gesellschaftspolitischen Lebens, bezeichnet werden. Denn Ideologie weckt als Begriff selber negative Assoziationen wie Irrationalität und Radikalität in der Öffentlichkeit. Beide so genannten Volksparteien wollen dementsprechend nicht mit dem Begriff Ideologie identifiziert werden. Die CDU weist daher bereits 1978 darauf hin, dass jeder Mensch „(…) Irrtum und Schuld ausgesetzt“ sei und sie deshalb Politik nicht ideologisiere. Sprachlich wie inhaltlich hat die CDU bisher nur einen ideologischen Bruch bzw. Wechsel erlebt, und zwar den zwischen dem Ahlener Wirtschaftsprogramm 1947 und den Düsseldorfer Leitsätzen 1949, also zwischen der Forderung nach der Vergesellschaftung der Bergwerke und der Konzeption der sozialen Marktwirtschaft. Damit hatte die CDU 1949 bereits wesentliche Elemente ihrer Ideologie festgelegt, die es sogar bis 1978 erlaubten (neben der praktischen Regierungspolitik), ohne Grundsatzprogramm zu bleiben. Hinzugekommen sind 1978 vor allem die Definitionen der Grundwerte und die Verantwortungs- und Leistungsethik. 1994 fügen sich die neuen Leitbegriffe Bewahrung der Schöpfung und Ökologische und Soziale Marktwirtschaft in die Kernideologie der CDU inhaltlich und sprachlich ein, ohne einen ideologischen Bruch zu vollziehen. Bewahrung der Schöpfung und Verantwortung der Schöpfung schließen die ideologische Lücke der CDU-Grundsatzprogrammatik, worin denn das wesentliche christliche Profil der CDU besteht. In dieser semantischen Untersuchung der Ideologiesprache der SPD- und CDU-Grundsatzprogrammatik seit der Gründung der BRD werden sowohl die Grundsatzprogramme als auch entscheidende, die jeweilige Grundsatzprogrammatik verändernde Parteiprogramme herangezogen. Die Arbeit ist in dementsprechend in vier Teile unterteilt: I.: Soziologische, philosophische und linguistische Ideologiedefinitionen; II.: Semantische Theorie zur politischen Sprache, III.: Historisch-politische Voraussetzungen für die Herausbildung des Parteiensystems in der Bundesrepublik Deutschland, IV.: Analyse der Programmatik der beiden so genannten Volksparteien SPD und CDU. Nach der Analyse der Parteiprogramme werden die Symbolwörter bzw. Grundwertlexeme, Fahnenwörter und die wesentlichen ideologisch geprägten Schlagwörter der beiden Volksparteien in ihrer deskriptiven und deontischen Bedeutungsvarianz seit 1946 in chronologischer Reihenfolge zusammenfassend aufgelistet und vergleichend analysiert. In der anschließenden Schlussbetrachtung werden die Ergebnisse herangezogen, um das gegenwärtige dominante politische Wortfeld der so genannten Globalisierungsideologie in der BRD (geprägt von den beiden sog. Volksparteien) zu ermitteln.