Leutner, Detlev:
Erwerb von Wissen ueber eine Hierarchie geometrischer Begriffe bei Kindern im Schulalter: Kognitive Oekonomie und vernetztes Lernen durch adaptive Definition neuer Begriffe.
In: Zeitschrift fuer Entwicklungspsychologie und Paedagogische Psychologie, Jg. 24 (1992), Heft 3, S. 232 - 248
1992Artikel/Aufsatz in Zeitschrift
PsychologieFakultät für Bildungswissenschaften
Titel:
Erwerb von Wissen ueber eine Hierarchie geometrischer Begriffe bei Kindern im Schulalter: Kognitive Oekonomie und vernetztes Lernen durch adaptive Definition neuer Begriffe.
Autor*in:
Leutner, DetlevUDE
GND
122012275
LSF ID
10558
ORCID
0000-0001-5308-9094ORCID iD
Sonstiges
der Hochschule zugeordnete*r Autor*in
Erscheinungsjahr:
1992

Abstract:

In einem Lehr-Lern-Experiment hatten 80 11- bis 13-jaehrige Schulkinder eine Hierarchie geometrischer Begriffe zu erlernen. Die einzuuebenden Begriffe wurden definitorisch anhand eines 2x2-faktoriellen Versuchsplans eingefuehrt: Mit (ohne) Bezug auf einen unmittelbar zuvor gelernten uebergeordneten Begriff ("hierarchieorientierte Definition H+ bzw. H-" entsprechend Netzwerkmodellen des semantischen Gedaechtnisses); mit maximaler (minimaler) Liste definierender Eigenschaften ("eigenschaftsorientierte Definition E+ bzw. E-" entsprechend Feature-Modellen). H+E- entspricht dem in der Kognitionspsychologie der siebziger Jahre diskutierten Prinzip der kognitiven Oekonomie, H+E+ impliziert Redundanz im Sinne von Conrad, H-E- (nur Figuren mit Bezeichnung) bedeutet eine induktiv-entdeckenlassende Lehrmethode. Bezueglich des kurz- und laengerfristig erfassten Lernerfolgs (operationalisiert als Klassifikations-, Definitions- und Hierarchiewissen) ergab sich ein multivariater Haupteffekt der hierarchieorientierten Definition: Wenn neue Begriffe unter Bezug auf einen unmittelbar zuvor erlernten Oberbegriff definiert wurden, dann konnten die Schueler im Nachtest die Grundstruktur der Begriffshierarchie besser reproduzieren, und zwar ohne waehrend der Lernphase jemals eine graphische Darstellung der hierarchischen Struktur gesehen zu haben. Dieses erhoehte Netzwerkwissen ging zwar zu Lasten von Wissen ueber definierende Eigenschaften, aber die Wissensanwendung beim Klassifizieren geometrischer Figuren war nicht beeintraechtigt. Die Ergebnisse werden diskutiert im Hinblick auf Probleme einer moeglichen Ueberforderung 11- bis 13-jaehriger Schueler, auf die instruktionspsychologische Umsetzbarkeit von Theorien ueber die Struktur des semantischen Gedaechtnisses und auf die Entwicklung computerbasierter dynamisch-adaptiver Lehrsysteme.