Labudda, Kirsten; Brand, Matthias; Mertens, Markus; Ebner, Alois; Wörmann, Friedrich G.:
Vergleich prä- und postoperativer Aktivierungsmuster beim Entscheidungsverhalten nach Resektion einer frontalen fokalen corticalen Dysplasie:
In: Aktuelle Neurologie (2008)
2008Artikel/Aufsatz in Zeitschrift
Angewandte KognitionswissenschaftFakultät für Ingenieurwissenschaften » Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft
Titel:
Vergleich prä- und postoperativer Aktivierungsmuster beim Entscheidungsverhalten nach Resektion einer frontalen fokalen corticalen Dysplasie:
Autor*in:
Labudda, Kirsten;Brand, MatthiasUDE
GND
123076773
LSF ID
50479
ORCID
0000-0002-4831-9542ORCID iD
Sonstiges
der Hochschule zugeordnete*r Autor*in
;
Mertens, Markus;Ebner, Alois;Wörmann, Friedrich G.
Erscheinungsjahr:
2008

Abstract:

Fragestellung: Das Nutzen expliziter Informationen beim Treffen von Entscheidungen ist bei Gesunden assoziiert mit bilateralen Aktivierungen im lateralen präfrontalen, anterior cingulären und parietalen Cortex (Labudda et al., 2008). Inwieweit es nach einer schädigungsbedingten Resektion frontaler Cortexareale zu Veränderungen des Entscheidungsverhaltens und der damit assoziierten Aktivierungsmuster kommt, wurde bislang nicht untersucht. Dies ist Gegenstand der vorliegenden Einzelfallbeschreibung. Methoden: Es wurde eine 51-jährige Patientin vor und 6 Monate nach der Resektion einer rechtsseitigen frontomesialen corticalen Dysplasie zur Behandlung einer Frontallappenepilepsie mit einem fMRT-Paradigma zur Erfassung der neuralen Korrelate beim Treffen von Entscheidungen, das auf der Integration von expliziten Informationen über Konsequenzen und ihren Wahrscheinlichkeiten basiert, untersucht. Ergebnisse: Die Verhaltensdaten beim fMRT-Paradigma zeigen, dass die Patientin sowohl prä- als auch postoperativ die gegebenen Informationen nutzen konnte, um vorwiegend vorteilhafte Entscheidungen zu treffen (präoperativ 29 vs. postoperativ 32 vorteilhafte von 36 Entscheidungen). Der Vergleich der prä- und postoperativen Aktivierungsmuster beim Treffen von Entscheidungen ergab postoperativ einen BOLD-Anstieg im Bereich des linken dorsolateralen präfrontalen Cortex, des linken orbitofrontalen Cortex und des linken posterioren Parietallappens (alle Z>3.9, p<.04 unkorrigiert). Schlussfolgerung: Die Patientin konnte sowohl prä- als auch postoperativ gegebene Informationen nutzen, um vorteilhafte Entscheidungen zu treffen. Im Vergleich zu den präoperativen Aktivierungen ging das Entscheidungsverhalten postoperativ jedoch mit einer Zunahme linksseitiger frontoparietaler Aktivierungen einher. Wenngleich das Nutzen von expliziten Informationen im Rahmen des Entscheidungsprozesses bei Gesunden insbesondere mit bilateralen laterofrontalen und parietalen Aktivierungen assoziiert ist (vgl. Labudda et al., 2008), scheint es nach der einseitigen Entfernung frontaler Cortexareale zu einer erfolgreichen funktionellen Kompensation durch eine verstärkte unilaterale Aktivierung der entsprechenden Areale in der intakten Hemisphäre sowie zu Aktivierungen weiterer - bei Gesunden nicht beteiligter - frontaler Strukturen (linker orbitofrontaler Cortex) zu kommen.