Teimann, Sonia:
Urbane Räume für ein gesundes Alter - Modell eines Therapeutikums
Duisburg, Essen, 2015
2015Dissertation
BauwissenschaftenFakultät für Ingenieurwissenschaften » Bauwissenschaften
Titel:
Urbane Räume für ein gesundes Alter - Modell eines Therapeutikums
Autor*in:
Teimann, Sonia
Akademische Betreuung:
Schmidt, Alexander J.UDE
LSF ID
10735
Sonstiges
der Hochschule zugeordnete*r Autor*in
Erscheinungsort:
Duisburg, Essen
Erscheinungsjahr:
2015
Umfang:
III, 207 S. : Ill., graph. Darst.
DuEPublico 1 ID
Signatur der UB:
Notiz:
Duisburg, Essen, Univ., Diss., 2015

Abstract:

Titel: Urbane Räume für ein gesundes Alter – Modell eines Therapeutikums Urbane Räume für ein gesundes Alter ist ein Kooperationsmodell mit Akteuren aus der Wissenschaft, aus dem angewandten Altenpflegemanagement und aus dem Planungssektor. Das interdisziplinäre Modell versteht sich, vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, als erste demenzfreundliche Raumstudie, die die Machbarkeit aufzeigt offene bzw. geschützte Stadtlandschaften für Menschen mit Demenz, Menschen mit mentalen Altersbeeinträchtigungen und Menschen mit Behinderungen in die Praxis zu überführen. In der Gestaltung des öffentlichen Raumes als Lebensader der Infrastruktur wurden bisher stadtplanerische Ansätze verfolgt wie die milieutherapeutische Sozialplanung, das Urbane Design und die Walkability - die Fußgängerfreundlichkeit. Der Fokus lag bisher darin, der stärker werdenden Tendenz von Stadtraum- und Ortsinnenkernverödung entgegen zu wirken. Das Projekt Urbane Räume für ein gesundes Alter geht einen Schritt weiter und belegt als Modell eines urbanen Therapeutikums eine zukünftige medizinisch-therapeutische Einsetzbarkeit von öffentlichem Raum. Es hat sich gezeigt, dass die Freiraumplanung unter Berücksichtigung spezieller Planungskriterien von räumlicher Alten- und Demenzfreundlichkeit über das Potential verfügt, in die Pflegewissenschaft mit aufgenommen zu werden. Darin besteht eine Chance den Stadtraum mit in ambulante Versorgungssysteme altersgerechter Quartiere einzubinden. Als Initiatorin und Doktorandin habe ich die Gesamtstudie im Zeitraum von 2011 bis 2014, geplant, aufgestellt, für das Modellvorhaben ein Netzwerk aus Kooperationspartnern gewonnen und das Gesamtvorhaben implementiert. Es beinhaltet den Entwurf eines funktional-therapeutischen Freiraumkonzeptes (Prototyp), dessen Wirksamkeit anhand einer medizinischen Versuchsreihe (Klinischer Diagnostik) an einer Bewohnergruppe mit Demenz innerhalb eines Quartieres erprobt wurde. Das Konzept besteht aus demenzfreundlichen Bausteinen der Freiraumplanung sowie einem Begleit-Curriculum für den Fachbereich des Pflegemanagements, der Ergotherapie und der Demenzbegleitung. Es basiert auf der sich verbreitenden Vorstellung innerhalb der Kommunalplanung und der Geriatrie, dass es Wechselbeziehungen zwischen baulicher Struktur und der Pflege gibt. Dies kann eine Bedeutung für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Generationen beinhalten, die für die altersgerechte Quartiersentwicklung der Zukunft noch näher untersucht werden sollte. Mit der vorliegenden Studie konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden: 1. Demenzfreundliche Freiräume wirken antidepressiv. 2. Demenzfreundliche Freiräume haben eine positive Wirkung auf den Affekt, d.h. nach ihrer Nutzung ist die Gemütserregung des Bewohners qualitativ verbessert. 3. Von der Nutzung des funktional-therapeutischen Freiraumkonzeptes (ein Prototyp) profitiert der Test-Bewohner mit Demenz - nach Aussagen der Angehörigen. 4. In der Anwendung dieses Konzeptes sehen die Angehörigen der Test-Bewohner mit Demenz ein therapeutisches Angebot. 5. Das Modelprojekt Urbane Räume für ein gesundes Alter wird von den Angehörigen der Test-Bewohner mit Demenz als eine Bereicherung für das altersgerechte Quartier gesehen. Als Konsequenz wäre ein demografiefestes Know-How für ein Stadt-Raum-Management ins Auge zu fassen, indem Schnittstellenprojekte zwischen dem Bau- und Pflegesektor etabliert werden, um noch ungenutzte Ressourcen freizusetzen. Ein Ziel ist hierbei kompakte bauliche Strukturen und zusätzlich geschützte Räume und Wegenetze in Ortsinnenbereichen zu schaffen. Nächste Schritte hin zur demenzfreundlichen Innenstadt der Zukunft wäre die Weiterentwicklung der Planung für die Demografie, die Überführung von Fachwissen der Medizin und der Pflegewissenschaft hinein in die Stadtplanung sowie eine Stärkung der Pflegeberufe durch den Zugewinn von freien Therapieräumen. Eine qualitative und therapeutische wirksame Aufwertung des unmittelbaren Lebensumfeldes und der Lebensqualität im Alter wären die Folge.