Kimmeskamp, Stefan:
Einfluss von physiotherapeutischen Maßnahmen und afferenzstimulierenden Einlegsohlen auf die Gang- und Gleichgewichtsmotorik bei Parkinsonpatienten
Duisburg-Essen, 2003
2003Dissertation
Allgemeines, SonstigesFakultät für Bildungswissenschaften
Titel:
Einfluss von physiotherapeutischen Maßnahmen und afferenzstimulierenden Einlegsohlen auf die Gang- und Gleichgewichtsmotorik bei Parkinsonpatienten
Autor*in:
Kimmeskamp, Stefan
Erscheinungsort:
Duisburg-Essen
Erscheinungsjahr:
2003
Umfang:
VIII, 135, [23] Bl. : Ill., graph. Darst.
DuEPublico 1 ID
Signatur der UB:
Notiz:
Duisburg, Essen, Univ., Diss., 2003

Abstract:

Die Parkinsonkrankheit ist eine chronische und progressiv verlaufende Erkrankung der Basalganglien des Gehirns. Die Nervenzellen der ?Substantia Nigra?, einem Teil der Basalganglien, gehen langsam zugrunde und es wird zu wenig Dopamin produziert. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für die Steuerung motorischer Prozesse von großer Bedeutung ist. Die so genannten Kardinalsymptome der Parkinsonkrankheit sind die Muskelsteifigkeit (Rigor), das Zittern (Tremor) und die Bewegungsverlangsamung (Bradykinesie). Der typische ?Parkinsongang? ist verlangsamt, schlurfend und kleinschrittig. Hinzu kommen Störungen der Haltungs- und Gleichgewichtskontrolle, die nicht selten zu Stürzen führen. Bei der Therapie der Parkinsonkrankheit stehen die medikamentöse Behandlung und die Physiotherapie im Vordergrund. Obwohl die physiotherapeutische Behandlung zur Förderung erhaltener und zur Wiedererlangung verloren gegangener Bewegungsmuster bei Parkinsonpatienten allgemein anerkannt ist, fehlt es jedoch an wissenschaftlichem Nachweis über die Wirksamkeit physiotherapeutischer Kernelemente. Eine Zielsetzung der vorliegenden Arbeit besteht daher darin, die Auswirkungen von physiotherapeutischen Balance- und Rumpfflexibilisierungsübungen auf die Gang- und Gleichgewichtsmotorik bei Parkinsonpatienten zu analysieren und deren Effektivität zu vergleichen. In jüngeren Studien konnte festgestellt werden, dass die ?Fußsensorik?, die nachweislich an der Gang- und Gleichgewichtskontrolle beim Menschen beteiligt ist, bei Parkinsonpatienten pathologisch reduziert ist. Ausgehend von diesen Erkenntnissen wurden in der vorliegenden Studie zusätzlich zu den physiotherapeutischen Übungen afferenzstimulierende Einlegesohlen eingesetzt, um zusätzliche afferente Informationen zu generieren, die möglicherweise der reduzierten Fußsensorik der Patienten entgegenwirken und vom Organismus für eine gesteigerte Kontrolle der Motorik genutzt werden können. Dieser Therapieansatz wurde bisher in der Behandlung der Parkinsonerkrankung nicht verfolgt. Methodik In einem ?Blindstudiendesign? wurden 126 Parkinsonpatienten randomisiert in 4 unterschiedliche Therapiegruppen und eine Kontrollgruppe eingeteilt. In der ersten Gruppe führten die Patienten während der Therapiephase Balanceübungen durch und wurden mit einer afferenzstimulierenden Einlegesohle versorgt, deren Oberfläche mit kleinen Noppen versehen war (Stimulanssohle). Die zweite Gruppe trainierte ebenfalls ihre Balance, erhielt aber eine afferenzstimulierende Einlegesohle mit einer Fußbettung und einer glatten Oberfläche (Fußbettungssohle). Die Patienten aus der dritten Gruppe sollten physiotherapeutische Übungen zur Rumpfflexibilisierung ausüben und wurden mit der Stimulanssohle versorgt. In der vierten Gruppe wurden wiederum Rumpfflexibilisierungsübungen durchgeführt, aber die Fußbettungssohle getragen. Die Therapiedauer betrug vier Wochen. In dieser Zeit sollten die Parkinsonpatienten das jeweilige Physiotherapieprogramm täglich 30 Minuten ohne Anleitung durchführen und die Einlegesohlen ebenfalls täglich tragen. Die Gang- und Gleichgewichtsmessungen wurden vor und nach der Therapiephase mit einem drucksensitiven Sohlensystem (NOVEL GmbH, München) quantifiziert. Bei den Messungen trugen die Patienten einen leichten Leinenschuh. Die afferenzstimulierenden Einlegesohlen wurden nicht während der Messungen getragen. Für das Gehen in individuell gewähltem Tempo wurden Raum-Zeit- und Druckverteilungsparameter bestimmt. Zur Quantifizierung des Standgleichgewichts dienten verschiedenen Standpositionen, die sich bezüglich der Unterstützungsfläche und der Kontrollmechanismen unterschieden. Es handelte sich dabei um den Parallelstand, den Tandemstand, den Einbeinstand und das Funktionelle Vorlehnen. Anhand der Bewegung des Druckmittelpunktes konnten die Körperschwankungen in den jeweiligen Standpositionen quantitativ analysiert werden. Vor und nach der Therapiephase wurde verschiedene Gang- und Gleichgewichtsparameter quantifiziert. Durch den statistischen Vergleich der Parameter der Vor- und der Nachmessung konnten die Einflüsse der physiotherapeutischen Übungen und der afferenzstimulierenden Einlegesohlen aufgedeckt werden.