Altmann, Tobias:
Funktionale Empathie : Entwicklung und Evaluation eines Empathietrainings auf Basis eines integrativen Prozessmodells zur Vermeidung empathisch kurzschlüssigen Handelns
Duisburg, Essen, 2013
2013Dissertation
PsychologieFakultät für Bildungswissenschaften » Institut für Psychologie
Titel in Deutsch:
Funktionale Empathie : Entwicklung und Evaluation eines Empathietrainings auf Basis eines integrativen Prozessmodells zur Vermeidung empathisch kurzschlüssigen Handelns
Autor*in:
Altmann, TobiasUDE
LSF ID
52609
ORCID
0000-0001-7294-7808ORCID iD
Sonstiges
der Hochschule zugeordnete*r Autor*in
Akademische Betreuung:
Roth, MarcusUDE
LSF ID
52324
ORCID
0000-0002-5676-8137ORCID iD
Sonstiges
der Hochschule zugeordnete*r Autor*in
Erscheinungsort:
Duisburg, Essen
Erscheinungsjahr:
2013
DuEPublico 1 ID
Signatur der UB:
Notiz:
Duisburg, Essen, Univ., Diss., 2013
Sprache des Textes:
Deutsch

Abstract:

In der vorliegenden Arbeit wird die theorie- und empiriebasierte Entwicklung eines Empathietrainingsprogramms für soziale Berufe beschrieben. Ziel des Trainings ist der funktionale und reflektierte Umgang mit dem eigenen empathischen Handeln zur langfristigen Prävention von emotionalen Fehlbelastungen. In der anschließen-den empirischen Studie wird dieses Programm hinsichtlich Akzeptanz und Wirksam-keit in der Krankenpflegeausbildung evaluiert. Im ersten Teil der Arbeit wird basierend auf der Analyse der bisherigen Literatur eine integrative Arbeitsdefinition der Empathie vorgeschlagen. Demnach wird Em-pathie als ein kognitives und affektives Phänomen verstanden, das sowohl eine stabile Persönlichkeitseigenschaft im Sinne einer Verhaltenstendenz als auch eine generelle Fähigkeit beschreibt, die in eine erlern- und trainierbare Fertigkeit um-setzbar ist. Empathie wird dabei erst in der konkreten Interaktion mit anderen Per-sonen realisiert und damit existent. Bisherige Konzepte der Empathieforschung werden im Empathie-Prozessmodell (EPM) integriert, mit dem auch bestimmte dys-funktionale Reaktionen erklärt werden können. Diese „empathischen Kurzschlüsse“ (EKS) werden als eine kommunikative Notreaktion konzipiert, die primär der eige-nen kurzfristigen Emotionsregulation dient. Es wird angenommen, dass die langfris-tige Kumulation derartiger EKS-Reaktionen negative Auswirkungen auf die emotio-nale Befindlichkeit in Form von psychosomatischen und Belastungssymptomen des-jenigen hat, der die EKS begeht. Zur Reflexion des eigenen empathischen Verhaltens wird das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nach Rosenberg vorgeschlagen. Im zweiten Teil der Arbeit wird die Entwicklung eines Empathietrainingsprogramms für soziale Berufe beschrieben, welches auf dem Konzept der GFK aufbaut. Dieses Programm intendiert erstens die Reflexion des eigenen empathischen Handelns und das Erkennen der Risiken des EKS, sowie zweitens den Aufbau von erprobten Hand-lungsalternativen und deren Integration in den Arbeitsalltag. Basierend auf empiri-schen Vorstudien und der Analyse bestehender Trainingskonzepte wurden die 35 didaktischen Einheiten des viertägigen Programms entwickelt, die aus Gruppen- und Partnerübungen, moderierten Diskussionen, individueller Arbeit und Kurzvorträgen bestehen. Den dritten Teil der Arbeit bildet eine empirische Studie zur Evaluation der Akzep-tanz und Wirksamkeit dieses Trainingskonzeptes an einer Stichprobe von 448 Aus-zubildenden in der Krankenpflege. Das Design entspricht dabei einer längsschnittli-chen Interventions-Kontrollgruppen-Studie mit Prä-, Post- und Follow-up-Messung über 3,3 Monate. Es konnte gezeigt werden, dass das Training zu positiven Effekten in den sozialen und emotionalen Kompetenzen sowie in den psychosomatischen und Belastungssymptomen führt. Die Balance aus Empathie für andere und Selbstempathie sowie der Fokus auf die Gefühle und Bedürfnisse bei aufrechterhal-tener Selbst-Andere-Differenzierung im Sinne der GFK konnten als erfolgreiche In-terventionen bestätigt werden. Die gesteigerte Akzeptanz der eigenen Emotionen und die Stärkung der Handlungsfähigkeit in intensiven, emotionalen Situationen können als protektive Faktoren bezüglich psychosomatischer Belastungs- und Burn-out-Symptome gesehen werden, die besonders in den sozialen bzw. helfenden Be-rufen von Bedeutung sind. Funktionale, reflektierte Empathie kann also in der An-wendung der Methode der GFK auf Grundlage des EPM zur Vermeidung des EKS in einem Training erreicht werden. Es bedarf natürlich weiterer Forschung zur detail-lierten Analyse der genauen Wirkmechanismen und differenzierten Effektivität von einzelnen Trainingseinheiten.