Rahsing, Stefan:
Determinanten der von Privatkunden wahrgenommenen Komplexität von Finanzprodukten – Eine theoretische und empirische Analyse
Duisburg, Essen, 2023
2023DissertationOA Platin
WirtschaftswissenschaftenMercator School of Management - Fakultät für Betriebswirtschaftslehre
Titel in Deutsch:
Determinanten der von Privatkunden wahrgenommenen Komplexität von Finanzprodukten – Eine theoretische und empirische Analyse
Autor*in:
Rahsing, Stefan
GND
1306579104
Akademische Betreuung:
Rolfes, BerndUDE
GND
120686384
LSF ID
882
Sonstiges
der Hochschule zugeordnete*r Autor*in
Erscheinungsort:
Duisburg, Essen
Erscheinungsjahr:
2023
Open Access?:
OA Platin
Umfang:
XI, 318 Seiten
DuEPublico 2 ID
Signatur der UB:
Notiz:
Dissertation, Universität Duisburg-Essen, 2023
Sprache des Textes:
Deutsch

Abstract in Deutsch:

Die Komplexität von Finanzprodukten begünstigte als einer von mehreren Katalysatoren den weltweiten Transfer von Kreditrisiken und damit das Entstehen der globalen Finanzkrise 2008, weshalb sie seitdem verstärkt in den Fokus von Wissenschaft und Bankenregulierung gerückt ist. Im Zuge wissenschaftlicher Untersuchungen wird die Komplexität i. d. R. aus einer systemtheoretischen Perspektive über die objektive Komplexität des Finanzproduktes operationalisiert, um Entwicklungen der Komplexität im Zeitverlauf und Auswirkungen der Komplexität auf das Verhalten und die Entscheidungsqualität von Privatkunden zu analysieren sowie den strategischen Umgang von Finanzproduktemittenten und -vertreibern mit der Komplexität zu bewerten. In der wissenschaftlichen Literatur wird jedoch betont, dass die objektive Komplexität keine ausreichende Erklärung für die von Privatkunden wahrgenommene Komplexität bietet und ein Finanzprodukt, das objektiv komplex ist, von Privatkunden als unterschiedlich komplex wahrgenommen werden kann. Die empirischen Ergebnisse bestätigen die in der Literatur zunehmend eingenommene Position, dass die objektive Komplexität und ein systemtheoretisches Verständnis der wahrgenommenen Komplexität für die Erklärung der von einem Privatkunden wahrgenommenen Komplexität von Finanzprodukten nicht ausreichen. Die von einem Privatkunden wahrgenommene Komplexität wird sowohl durch die systemtheoretisch diskutierten Bestandteile der objektiven Komplexität eines Finanzproduktes und deren Transparenz als auch durch die konstitutive (kognitive) Intangibilität von Finanzprodukten sowie durch Eigenschaften des von dem jeweiligen Privatkunden gewählten Wahrnehmungsmediums und des jeweiligen Privatkunden selbst determiniert. Der Erklärungsgehalt von einzelnen Determinanten für die von einem Privatkunden wahrgenommene Komplexität ist unterschiedlich, wobei mit zunehmendem (Finanz-) Wissen und zunehmenden (Finanz-) Erfahrungen die Bedeutung der systemtheoretisch diskutierten Bestandteile der objektiven Komplexität eines Finanzproduktes und deren Transparenz für die von einem Privatkunden wahrgenommene Komplexität zunimmt. Aus den über das Finanzprodukt-Wahrnehmungsmedium-Kontinuum erklärbaren Ähnlichkeiten und Unterschieden in der von verschiedenen Privatkunden wahrgenommenen Komplexität lassen sich Komplexitätswahrnehmertypen bilden, denen Privatkunden jeweils anhand der individuellen Relevanz der systemtheoretisch diskutierten Bestandteile der objektiven Komplexität und der Wahrnehmungsmedien für die von ihnen wahrgenommene Komplexität zugeordnet werden können. Die empirischen Ergebnisse adressieren einen in der wissenschaftlichen Literatur bereits seit zwei Jahrzehnten aufgezeigten Forschungsbedarf. Aus den Ergebnissen werden fundierte Antworten auf die Fragen, wann Privatkunden die objektive Komplexität von Finanzprodukten nicht (vollständig) erfassen (können), welche Unterschätzungen der objektiven Komplexität eine regulatorische Relevanz haben und welche Determinanten der von Privatkunden wahrgenommenen Komplexität für Finanzproduktvertreiber in der Kommunikation mit Privatkunden entscheidend sind, sowie diverse Impulse für die weitere Forschung abgeleitet.

Abstract in Englisch:

As one of several catalysts, the complexity of financial products facilitated the global transfer of credit risks and thus the emergence of the global financial crisis 2008. Since then it obtained increased attention from academia and banking regulators. In the course of academic research, complexity is usually operationalized from a systems theory perspective via the objective complexity of the financial product in order to analyze developments in complexity over time and effects of complexity on the behavior and decision quality of retail customers, as well as to assess the strategic handling of complexity by financial product issuers and distributors. However, the academic literature emphasizes that objective complexity does not provide a sufficient explanation for the complexity perceived by retail customers. The empirical results confirm the position increasingly taken in the literature that objective complexity and a systems-theoretic understanding of perceived complexity are not sufficient to explain the complexity of financial products perceived by a retail customer. The complexity perceived by a retail customer is determined both by the components of the objective complexity of a financial product discussed in terms of systems theory and its transparency as well as by the constitutive (cognitive) intangibility of a financial product and by properties of the medium of perception chosen by the retail customer and of the retail customer himself. The explanatory content of individual determinants for the complexity perceived by a retail customer varies. With increasing (financial) knowledge and increasing (financial) experience increases the importance of the components of the objective complexity of a financial product discussed in terms of systems theory and their transparency for the complexity perceived by a retail customer. From the similarities and differences in the complexity perceived by different retail customers, which can be explained via the financial product-perception medium continuum, complexity perception types can be formed, to which retail customers can be assigned on the basis of the individual relevance of the components of objective complexity discussed in terms of systems theory and of the perception media. The empirical results address a research need that has been identified in academic literature for two decades already. The results are used to derive well-founded answers to the questions when retail customers do not (or cannot) (fully) grasp the objective complexity of financial products, which underestimations of objective complexity have regulatory relevance, and which determinants of the complexity perceived by retail customers are crucial for financial product distributors in their communication with retail customers, as well as various impulses for further research.